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New York, September 2011
von: Dr. Angela Brock am: 31.10.2011
Eine Stadt wie New York auf einer Radreise zu erkunden ist sicherlich immer ein ganz besonderer Höhepunkt für passionierte Radfahrer. Die Landpartie-Reisegruppe, die ich im September auf ihren Streifzügen durch „Big Apple" begleitet habe, bekam durch den Zeitpunkt der Reise jedoch eine noch intensivere Erfahrung geboten – wir sollten genau zum 10. Jahrestag der Anschläge vom 11. September unseren Radeltag durch Lower Manhattan erleben. Viele Straßen waren aus Sicherheitsgründen für Autos gesperrt worden, deshalb waren die meisten Menschen zu Fuß unterwegs, nicht nur auf der Brooklyn Bridge, sondern auf der gesamten Südspitze Manhattans rund um das Gelände des ehemaligen World Trade Centers. Ein Großaufgebot von Polizei und Feuerwehr war im Einsatz für die dortige Gedenkveranstaltung mit Präsident Obama. Für uns als Radler bedeutete das freie Fahrt auf autofreien Straßen, ein tolles und rares Ereignis. Überall wehten Stars and Stripes Fahnen, Veteranen in Uniform demonstrierten und über der ganzen Stadt lag eine besondere, patriotisch aufgeladene Atmosphäre. Die uns geltenden Daumen-hoch-Gesten und „God bless you!"-Zurufe nahmen wir verwundert und belustigt zur Kenntnis, verstanden aber erst nach der Frage „Are you doing a peace ride?", dass wir von den New Yorkern als Radfahrer für den Frieden wahrgenommen wurden.
Die verrückte Idee, als Gruppe eine Radtour durch New York zu machen, erstaunte auch an den anderen Tagen immer wieder Passanten; Autofahrer und insbesondere Taxifahrer kurbelten an den Ampeln die Fensterscheiben herunter und fanden Zeit für einen Smalltalk in der Art: „Hey, what's this, a bike tour??" – „Yes, and it's great fun!" – „Whow! Where are you from?" – „Germany." – „Germany, great – welcome to New York!" Mehr als einmal wurden wir von den unterschiedlichsten Leuten angesprochen, und immer wieder hörten wir ein herzliches „Welcome to Brooklyn!" oder sogar Applaus, besonders in den ärmeren Vierteln, wie z.B. der Bronx. Hierher verirrt sich kaum ein Tourist, und wir hatten das Gefühl, dass sich die Leute dort ganz besonders darüber freuten, dass wir ihre Gegend kennenlernen wollten. Auch in den Restaurants und Cafés, in die uns unser Guide Steve, ein New Yorker Urgestein, führte, waren wir zumeist die einzigen Nicht-Einheimischen, und es entwickelten sich schnell nette Plaudereien. Diese Begegnungen hätten wir als normale Individualtouristen nicht erlebt. Auf dem Fahrrad in dieser riesigen Stadt unterwegs zu sein bedeutet, alle fünf Stadtteile kennenzulernen, zu riechen und zu schmecken.
Eine andere besondere Begegnung war jene mit einem Zwei-Zentner-Mann, der ein Doppelgänger von Mr T. hätte sein können, also die Inkarnation von amerikanischer Coolness, lässig gekleidet und mit Schmuck behangen. Als wir an einer Straßenecke warteten, grinste er breit und zückte sein Mobiltelefon, um ein Foto zu machen. Überrascht stellten sich einige von uns Damen auf, aber er sagte: „No, no, can you move to the side, please. I want him, the last guy, because he's, like, the coolest guy!" – und deutete auf unseren Mitradler Lutz aus Frankfurt, der eigentlich ein ganz normaler Typ ist. Es machte uns alle stolz, dass wir eine Attraktion waren, und dass sogar ein New Yorker Original uns oder in diesem Fall einen von uns besonders fotografieren wollte. Auch ich, die ich zum ersten Mal dabei war, bin fasziniert von den Eindrücken und dem Erlebten, mit der Landpartie New York auf dem Rad „erfahren" zu haben.