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Zeitreisen auf dem Lech
von: Oliver Scheel am: 18.04.2022
Deutschland ist reich an jahrhundertealter Geschichte, unter schiedlichsten Bräuchen und Traditionen. Auf unserer großen E-Bike Deutschland Tour „Von Hamburg zur Zugspitze“ erleben unsere Gäste eine Zeitreise der besonderen Art in Schongau. Stadtführerin Kornelia Funke erzählt über das Flößen auf dem Lech.
Können Sie sich vorstellen, dass ein Floß vor gar nicht allzu langer Zeit einmal ein wichtiges Transportmittel war? Der Lech im Süden Deutschlands diente den Flößern fast 2.000 Jahre als Wasserstraße für unzählige Güter des täglichen Lebens: Stoffe, Steine, Lebensmittel, Wein, Tiere, Öl oder Holz – die Liste ist endlos. All diese Produkte schifften die Flößer ab Füssen den Lech hinunter. Manchmal befuhren sie sogar noch die Donau und steuerten ihre Flöße bis Wien, Budapest oder gar Belgrad.
Damit das Wissen um das harte und oft abenteuerliche Leben der Flößer nicht verloren geht, gibt es am Schongauer Lechsee im Sommer touristische Floßfahrten. Die sollen die Tradition bewahren und nehmen dabei die Gäste mit auf eine Zeitreise. Denn schon die Römer nutzten den Lech sozusagen als Transportband für ihre Güter.
„Jede Fahrt ist anders“ sagt Kornelia Funke, die als Erlebnis- und Stadtführerin in Schongau arbeitet und auf dem Floß interessante Einblicke in die spannende Geschichte dieser mutigen Männer bietet. „Unsere Flößer trugen die traditionelle Kleidung. Mit Stiefeln, Lodenjanker und Filzhut. Die Männer befuhren den Fluss etwa von April bis November. Dann begann der Fluss zu vereisen und es wurde zu gefährlich. Generell waren die Männer und ihre Produkte aber auf dem Fluss sicherer vor Überfällen als an Land“, erläutert Funke.
Stau auf dem Lech – fast 4.000 Flöße pro Jahr
Am Zielort angekommen, verkauften die Flößer die Waren und sogar das Holz ihres Gefährts. Dann mussten sie nach Hause laufen, nicht selten 50 Kilometer am Tag. Die Floßmannschaft bestand aus 3 bis 4 Flößern. Der Floßmeister und sein Geselle standen vorne, hinten der Steuermann. Weil der Lech damals noch ein wilder ungezähmter Fluss war, musste permanent zwischen den Kiesbänken nach der idealen Fahrrinne gesucht werden.
In den Hochzeiten der Lech-Flößerei zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert fuhren jährlich fast 4.000 Flöße den Lech hinunter bis Augsburg oder noch hinein in die Donau. Die Eisenbahn und die Dampfschifffahrt machten der Flößerei im ausgehenden 19. Jahrhundert mehr und mehr Konkurrenz. Das Ende für die Flößer waren aber schließlich die Staustufen, die Anfang des Jahrhunderts entstanden und die den Flößern die Weiterfahrt unmöglich machten.
Die heutige Floßfahrt findet von Juli bis September auf dem Lechsee statt – der Flößer dreht eine Runde auf dem Schongauer Lechsee, ganz beschaulich. „Natürlich machen wir auch auf die tolle Natur und die Artenvielfalt am Lech aufmerksam“, sagt Funke. „Weil der Uhu am Lechufer brütet, fahren wir erst ab Juli.“
Dann wird aber bei Wind und Wetter gefahren. „Das Floß wiegt 30 Tonnen und schwankt auch bei Wellengang überhaupt nicht“, sagt Ursula Diesch vom Tourismusbüro in Schongau. „Das Floß bietet 40 Menschen Platz. Es ist den historischen Flößen originalgetreu nach empfunden, sieben Meter breit und 18 Meter lang.“
Die Floßfahrten werden nun seit fünf Jahren angeboten und sind ein großer Erfolg. „Es ist weniger Gaudi als vielmehr eine beschauliche Wissens- und Erlebnisstour mit tollen Ausblicken in die Landschaft am Lech“, erläutert Diesch. Die anschließende Einkehr im Bootshaus am Lido in Schongau rundet das Erlebnis ab. Denn so Frau Funke: „Dass, man in diesem Landstrich Deutschlands gut essen und trinken kann, ist ja nun wirklich kein Geheimnis.
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Bildnachweis © AdobeStock - ARochau / Lechfloß Schongau