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Zu Gast beim Schnalshuber - Tiroler Geschichten
von: Inge Hauer am: 04.07.2011
Nun sitze ich wieder am Schreibtisch im norddeutschen Oldenburg und denke zurück an unsere erste Radreise in Südtirol zu Alpentälern und Tiroler Bauernstuben. Eine Reise voller einzigartiger Erfahrung. An eine erinnere ich mich besonders gerne ...
Erzählen möchte ich von der Familie Pinggera in der 4. Generation Bauer, Winzer und seit einigen Jahren Gastgeber der Buschenschänke auf dem Schnalshuber-Hof. Der Berghof liegt oberhalb von Meran. 10 Autominuten nur sind es von dem mondänen Kurort zu fahren. Christian Pinggera erwartet uns bereits. Er hat vor 15 Jahren den Betrieb von seinem Eltern übernommen und umgestellt auf biologischen Obst- und Weinbau. Er hat den Erzeugerverband Bioland im Vinschgau mit aufgebaut. Ein Mann der ersten Stunde. Seit einem Jahr schmückt seinen Betrieb eine weitere Auszeichnung nämlich die zum Buschenschank des Jahres 2009. Ein Buschenschank, das ist ein Bauernhof mit eingeschränkter Schankgenehmigung: 60 % aller Produkte kommen aus eigener Erzeugung, weitere 30% aus Südtirol. Lediglich Gewürze, Öl etc dürfen zugekauft werden.
Nach der herzlichen Begrüßung nehmen wir Platz an der rustikalen Tafel in der denkmalgeschützten Zeitungsstube. Sie ist die kleinere von 2 holzgetäfelten Stuben auf dem Schnalshuberhof. Früher war es die Gesindestube. Als man vor einigen Jahrzehnten die Tapete über der Täfelung entfernen wollte, kamen darunter alte Zeitungen zum Vorschein, die heute die besondere Atmosphäre unterstreichen – eine Stube als historisches Dokument.
In der Küche sind Ehefrau und Mutter dabei, uns „Schlutzkrapfen", Rippele und Erdbeerkuchen zuzubereiten. Christian Pinggera empfiehlt seine selbstgekelterte Rarität, einen Fraueler. Ein leichter Weißwein, der den Weg durch den Dschungel der EG-Verordnungen nicht geschafft hat. Daher verkauft ihn der Weinbauer nur im eigenen Ausschank und mit Augenzwinkern. Wir essen, trinken, lachen und genießen die köstlichen Speisen und die wohltuend unbeschwerte Gastlichkeit. Nebendran füllt sich die zweite Stube und auch die Tische auf der Terrasse sind besetzt.
Drei Generationen sind in der Küche bei der Arbeit. Die Küchentür steht offen. Zwischendrin ein kleiner Plausch - man arbeitet und lebt hier in der Küche. Die Gäste erfreuen sich daran. Vom jüngsten Spross bis zum Großvater sind alle dabei. Zum Abschied versorgt uns der Großvater, ein Original, der nicht viele Worte macht, mit Bränden. Viele Worte braucht es auch nicht. Die Qualität des Selbstgebrannten spricht für sich.
Ein urgemütlicher Abend war das. Wir haben erfahren, was die Heimatverbundenheit der Tiroler Bergbauern ausmacht. Haben sie geschmeckt, haben gemeinsam gelacht und herzliche Gastfreundschaft erlebt. Ein Abend, den wir sicher nicht vergessen werden.